Shutdown Day

Heute ist Shutdown Day, der Tag an dem die Computer ruhen und der Mensch entspannen soll. Wie an diesem Eintrag zu erkenne, verweigere ich mich momentan dem Shutdown Day. Dennoch kann es nicht schaden den Tag zum Anlass zu nehmen darüber zu reflektieren, ob ich zuviel vor dem Computer sitze oder in zu großer Abhängigkeit von ihm stehe.

Mein MacBook hat in diesem Moment eine Uptime von 15:58 Stunden – gestern Vormittag gleich nach dem Aufstehen wurde es eingeschaltet und läuft seitdem durch. So wie beinah jeden Tag, wenn ich zu Hause bin. Rund 16 Stunden, die nackte Zahl mag alarmierend wirken. Doch die Uptime des Rechners gibt zum Glück keinen Hinweis auf die tatsächliche Nutzungszeit – und diese fällt deutlich geringer aus. Computer sind mein wichtiges Werkzeug und müssen deshalb stets bereit stehen. Autoren aus analogen Zeiten räumten ihre Schreibmaschinen schließlich auch nicht in den Schrank, sondern hielten sie stets griffbereit auf dem Schreibtisch. Fast alle Arbeiten erledige ich computergestützt: Schreiben, Programmieren, Gestalten. Zudem ziehe ich Onlinemedien Printmedien ob ihrer Aktualität, freien Verfügbarkeit und Vielfalt vor. Mittlerweile telefoniere ich fast ausschließlich über VoIP und E-Mails sind mein primäres Kommunikationsmittel. Den Rechner auszuschalten, bedeutet für mich also nicht nur ohne Beschäftigung, sondern isoliert von vielen Menschen zu sein. Nicht einmal mit Musik könnte ich Zerstreuung finden, denn meine Musiksammlung liegt ausschließlich in Form von Audiodateien vor. Selbst ein paar Fotos angucken, um in Erinnerungen zu schwelgen ist bei einer digitalen Fotosammlung ohne Computer unmöglich. Einzig und alleine Bücher bleiben mir, denn die lese ich noch immer am liebsten offline.

Tatsächlich ist es schon bedenklich wie stark Computer binnen der vergangenen 15 Jahre Einzug in unseren Alltag gefunden und dabei viele Arbeitstechniken, Werkzeuge, Geräte sowie Kommunikationsmittel verdrängt haben. Computern konzentrieren dabei die Fähigkeiten vieler Geräte und Techniken auf sich. Fällt ein Computer aus, fehlen mit ihm plötzlich sämtliche Geräte und Medien, die er ersetzt hat: Angefangen bei der Schreibmaschine, über das Telefon bis hin zur Tageszeitung.
Das kann zum Problem werden, denn viele Menschen, die tattäglich mithilfe von Textverarbeitungen seitenlange Briefe schreiben, stellt es vor eine echte Herausforderung einen kurzen Brief handschriftlich zu verfassen. Bei einigen durchaus intelligenten Mitstudenten habe ich oft genug erlebt, dass sie kaum in der Lage sind in Zahlenbereichen > 100 ohne Taschenrechner zu rechnen.

Je häufiger wir eine Technologie nutzen, die uns Arbeit abnimmt oder erleichtert, umso größer scheint die Gefahr, traditionelle Kenntnisse und Techniken zu verlernen. Computer werden als hochkomplexes Stück Technologie von den meisten Menschen selbstverständlich genutzt, doch nur wenige verstehen wie Computer funktionieren und kaum jemand verfügt über Wissen und Möglichkeit selbst einen Computer zu konstruieren. Gerade im letzten Aspekt sehe ich eine große Gefahr: Wir gehen immer stärker dazu über Informationen auf digitalen Datenträgern zu konservieren und mit Computer zu erschließen. Fallen die Computer aus, sind die Informationen nicht mehr zugänglich und unter Umständen auch das Wissen verloren, wie ein Computer zu bauen ist. Im schlimmsten Fall könnte das die Menschheit in die kulturelle Umnachtung eines weiteren Mittelalters stürzen.

Angesichts dessen ist es eine gute Idee, den Rechner mal auszuschalten und zu überlegen, ob es weise ist sich in zu große Abhängigkeit von Computern zu geben. Häufiger auch mal wieder handschriftlich Notizen anfertigen, etwas im Kopf rechnen und wichtige Informationen auch als Hardcopy bereithalten. Computer können unser Leben verbessern; aber nur, wenn wir auch ohne sie auskommen!

Ich bin dann bis morgen offline. Ich versuche es zumindest. 😉

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